3.2 Hör dir selbst zu
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Wenn ich Schülern rate, sich selbst zuzuhören, ernte ich manchmal unverständliche Blicke: „Wie kann man sich denn nicht zuhören?“
„Wenn du dir selbst zugehört hast, wie kann es dann sein, dass du den Namen der Figur deines Mitspielers vergessen hast, die du selbst etabliert hast?“
Gerade im Improtheater wird zu viel geredet, ohne etwas zu sagen. Die Worte bleiben Geschwätz und emotionales Wischiwaschi. Wenn ich wirklich meine, was ich sage, wird mir das nicht so schnell entfallen.
Wir haben schon besprochen, wie wichtig der Partner für unser Spiel ist. Daher gilt auch umgekehrt: Wir sind wichtig für unseren Partner – unsere improvisierten Sätze, Gesten und Emotionen.
Wir hören uns selbst nicht zu,
•wenn wir Namen, Orte und Tatsachen, die wir selber etabliert haben, vergessen,
•wenn wir unsere Figur schauspielerisch verlieren, zum Beispiel weil uns der Tonfall, der gestische Habitus oder der Dialekt entfallen,
•wenn unsere Gesten und Worte für uns selber nur wenig Bedeutung haben.
Das Namen-Vergessen ist die wohl augenfälligste Form des Sich-nicht-selber-Zuhörens.
A: „Ich habe das Beil mitgebracht, Herbert.“
B: „Ich heiße eigentlich Horst, aber du kannst gern Herbert zu mir sagen.“
A: „Ja, Horst-Herbert, nicht wahr?“
So sicher, wie der verzweifelte, kraftlose Lacher des Publikums für das...