Diese unheimliche Verdoppelung
von Silvie Naunheim und Anton Lukas
Erschienen in: Die Enthüllung des Realen – Milo Rau und das International Institute of Political Murder (11/2013)
Anton Lukas / Silvie Naunheim
Das Reizvolle war erstmal, einen realen Raum noch ein bisschen zu überhöhen, sprich: ihn surreal zu gestalten. Dieser eigentlich umgedrehte Prozess fiel uns schon beim Modellbau auf. Wenn wir normalerweise ein Modell fürs Theater bauen, machen wir erstmal eine Entwurfsphase durch. Hier hatten wir das Gefühl, dass der Entwurf bereits steht. Das Modell war also kein Hilfsmittel mehr für den späteren Bühnenraum, sondern es war bereits das fertige Produkt. Zuerst haben wir deshalb versucht, Dinge oder Dimensionen, die nicht im Raum sind, in ihn hereinzubringen. Wir haben die Wände auf 4,50 Meter Höhe gezogen, um die Enge im Raum noch zu verstärken. Davon sind wir dann aber wieder abgekommen, da es interessanter war, ganz nah am Original zu bleiben. Trotzdem mussten wir an vielen Stellen lügen, um den Eindruck des Déjà-Vus zu verstärken und den Raum auch für die Bühne einigermaßen praktikabel zu machen. Unser Raum ist zum Beispiel einen Meter tiefer und einen Meter breiter als der Raum in Targoviste. Wobei man von „Lügen“ nicht sprechen kann, denn es handelt sich bei all dem ja eigentlich nicht um Erfindungen, sondern eher um den Versuch, ein Arrangement zu finden, das eine Re-Vision der historischen Ereignisse...