Einschätzung zur Ausarbeitung „Zur Kritik der Marxschen Ökonomie“ (1976)
von Anonymus Ministerium für Staatssicherheit der DDR
Erschienen in: Recherchen 93: Der Einzelne und das Ganze – Zur Kritik der Marxschen Ökonomie (05/2012)
168
Der Verfasser dieses Machwerks verfügt meines Erachtens nicht über die erforderlichen theoretischen Kenntnisse, um sich mit der politischen Ökonomie von Marx wissenschaftlich auseinanderzusetzen.
Das Ziel seiner sogenannten Kritik besteht darin, die angeführten Marxschen Lehren und Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich der politischen Ökonomie des Kapitalismus als überlebt bzw. als von der Praxis widerlegt darzustellen, um den Kapitalismus als lebensfähige und dynamische Gesellschaft zu verherrlichen, den realen Sozialismus zu verunglimpfen und in Frage zu stellen.
Sein Vorgehen ist dabei in der Regel primitiv, sporadisch und sprunghaft.
Die Marxschen Zitate verwendet er nicht in ihrem ursächlichen Zusammenhang der behandelten Probleme. Er interpretiert sie völlig irreal und kommt so zu plumpen, abgeschmackten Unterschiebungen und Schlußfolgerungen. Seine hohlen Umkehrungen von Begriffen entbehren jeder wissenschaftlichen Durchdringung.
1. Zur Ausbeutung
Der Verfasser negiert die Marxsche Grunderkenntnis, daß das privatkapitalistische Eigentum an den Produktionsmitteln, die Scheidung der unmittelbaren Produzenten von den Produktionsbedingungen, die Ursache und Basis der kapitalistischen Ausbeutung ist. Stattdessen behauptet er, daß Marx aus der Trennung zwischen Gebrauchswert und Wert die Ausbeutung begründet hat. So kommt er dann zu der unsinnigen Aussage (S. 3), daß der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft den Produzenten zum Ausgebeuteten macht.
Die Fähigkeit der Arbeitskraft, ein Mehrprodukt zu erzeugen, soll die entscheidende Ursache...