Ich denke immer in Stoffen
Ein Gespräch mit Barbara Baum
von Barbara Baum
Erschienen in: Lektionen 6: Kostümbild (06/2016)
Frau Baum, Sie arbeiteten zehn Jahre lang als Kostümbildnerin mit Rainer Werner Fassbinder zusammen und bis heute besitzen Ihre Kostüme eine erstaunliche modische Aktualität. Wie sind Sie zum Film gekommen?
Meine Mutter war Fachärztin, mein Großvater Tierarzt – ich wollte weder das eine noch das andere werden. Unvergesslich ist das Gebrüll, das ich veranstaltete, sobald meine Mutter mir hin und wieder mal eine Spritze geben musste! Deshalb habe ich mich eher an der väterlichen Seite der Familie orientiert: Mein Vater war Architekt und kam aus einer künstlerisch veranlagten Familie. Er schickte mir immer kleine Pakete mit Malsachen, Stiften, Papier und förderte mein Talent im Zeichnen und Malen. Auch sehr prägend war eine umherreisende professionelle Schauspieltruppe, in der ich als junges Mädchen mitspielen durfte. Einige ihrer Mitglieder wurden später sogar sehr bekannt. Mein Interesse für das Theater wurde außerdem sehr früh durch die Bekanntschaft mit der Frau eines Operetten-Regisseurs geweckt, die sich um die Kostüme kümmerte. Von dieser Tätigkeit war ich begeistert!
Weitere Einflüsse kamen wahrscheinlich auch von meiner Tante Julie Baum, die Stoffdesignerin war und in jungen Jahren bei Hans Scharoun studiert hatte. Als Weberin und Designerin belieferte sie die Kinder der Familie mit wunderbarer Kleidung aus selbstgewebten Stoffen. Vielleicht...