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Kunst
Künstlerprophet einer resignierten Generation
Erschienen in: Theater der Zeit: Übermaß und Aberwitz – Der Schauspieler Bernd Grawert (02/2013)
Sterben die großen Künstler aus? Oder sind sie inzwischen abgelöst von kollektiven Gemeinschaften und Künstlergruppen? Fast könnte man es vermuten, schaut man auf die heutige Performanceszene. Übersehen darf man aber nicht, dass es schon immer beides gab, den großen Einzelnen und künstlerische Bewegungen in deren Windschatten, auch Künstler, die beides waren und enorme Anziehungskraft besaßen. So einer war Mike Kelley. Das Stedelijk Museum in Amsterdam widmet sich derzeit diesem außergewöhnlichen Künstler und Querdenker mit einer bisher nie da gewesenen Werkschau. Vor einem Jahr nahm sich der Superheld der Kunstwelt in seinem Haus in South Pasadena mit 57 Jahren das Leben. Er wollte aufhören mit dem „Kunst-Welt- Quatsch“ und sein Leben nicht noch schwieriger machen als es war.
Mike Kelley gilt als einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Die Amsterdamer Ausstellung präsentiert über 200 chronologisch angelegte Arbeiten und Werkzyklen aus seinem unfassbar großen Gesamtwerk. Die Überblicksschau zeigt Kelley als hoch intellektuellen Künstler und rebellischen Kunsterneuerer der kalifornischen Westküste. In seinen zahllosen Selbstinszenierungen, Trash- Opern, wilden Gemeinschaftsarbeiten auch mit Paul McCarthy („Heidi“, 2002), riesigen Rauminstallationen und Langzeitprojekten wie sein Kondor-Komplex (seit 1999) oder „The Day is done“ (2005/06) gab er häufig den überdrehten Underdog.
Lange befasste er sich vor allem mit Performancekunst...