Kunst als vierte Gewalt
von David Schraven
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Das Maxim Gorki Theater ist mehr als nur Heimat für Kunst. Es öffnet seine Türen für einen politischen Diskurs, der über das Beschaulichkeitsdenken hinausgeht. Es lässt uns nicht nur kurz frösteln, damit wir uns kurz darauf im kuscheligen Heim umso wohler fühlen. Das Gorki Theater hilft uns, Haltungen zu entwickeln. Die Arbeit von Can Dündar ist so ein Beispiel. Er schreibt für das Maxim Gorki Theater Kolumnen, beteiligt sich an Veranstaltungen wie dem Gedenken Hrant Dinks und konzipiert Ausstellungen zur Einzelhaft für politische Gefangene in türkischen Gefängnissen.
Ein Glaskasten, 25 Quadratmeter groß. Eine Toilette im Boden, ein Bett, ein Tisch mit Stuhl, ein Waschbecken. Sonst nichts. Das ist die Nachbildung einer Gefängniszelle des Hochsicherheitsgefängnisses Silivri, die im Hof des Gorki stand. Ein paar Meter weiter die Ausstellung „Museum of Small Things“. Erinnerungswerke an die kleinen Dinge, die politischen Gefangenen ihre Würde ließen. Die Kunst am Gorki wird nicht nach Moden abgeschlossen und abgeheftet, die Herausforderungen werden wieder und wieder angegangen. Wieder und wieder thematisiert. Erinnert und entfaltet. Da die Last bleibt, muss das Aufbegehren verstetigt werden.
Das Gorki hat eine Ausstellung mit Kunstwerken von Zehra Doğan gezeigt, die diese in ihrer Haftzeit produzierte. Mit den Dingen, die da waren. Sie...