Magazin
Die verschwundenen Inszenierungen
Eine Erinnerung an den Regisseur Herbert König
von Thomas Wieck
Erschienen in: Theater der Zeit: Auftreten und leuchten – Gisela Höhne und das Theater RambaZamba (04/2014)
Der Regisseur Herbert König (1944 – 1999) hat in der DDR, der Bundesrepublik und im wiedervereinigten Deutschland unter sehr verschiedenen gesellschaftlichen und sozialen Umständen inszeniert. Allein seine Arbeit von 1973 bis 1982/83 in der DDR kann ich hier im Umriss andeuten. Herbert Königs Regiearbeit war für eine kleine, aber wesentliche Gruppe von Schauspielern und Regisseuren in der DDR wegweisend. Symptomatisch für die Theaterpolitik der DDR war, dass er unnachgiebig von der Stasi-dirigierten Kulturbürokratie in seiner Arbeit behindert wurde. König war seit 1976 neben dem ihm ästhetisch-methodisch nahestehenden Jürgen Gosch wohl der einzige bedeutende dissidente Schauspielregisseur in der DDR. Seine Inszenierungen wurden von vielen unangepassten, widerständigen Schauspielkollegen aus der Republik gesehen, während sie vom jeweils ortsansässigen Publikum teilweise ignoriert, auch angegriffen und nur von der Minderheit verstanden und freudig akzeptiert wurden. Dissidenz stand nicht hoch in der Publikumsgunst; opportunistisches Lavieren war viel beliebter …
König vermochte, entgegen allen Fährnissen, ein gesellschaftskritisches, radikal existenziell-anthropologisch gerichtetes Schauspieltheater unter den ganz abträglichen Bedingungen eines staatlich sanktionierten, ihm fremden theaterästhetischen Diktats samt einer ihm reserviert bis feindlich gegenüberstehenden theaterpolitischen Kritik / Aufsicht / Zensur zu realisieren.
König wurde von der veröffentlichten affirmativen Theaterkritik entweder – und das kann durchaus beschützend gemeint gewesen sein – verschwiegen,...