„Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn!“ Beim Festival „Willkommen anderswo“ im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen ging der Wunsch von Faust aus dem gleichnamigen Goethe-Klassiker tatsächlich in Erfüllung – dreieinhalb Tage lang, draußen bei den Grünanlagen, in den Foyers und vor allem bei den ausverkauften Abendvorstellungen. Denn es war eine gute Idee, das Festival deutscher Mitmach-Jugendbühnen mit dem Spielzeitauftakt in Bautzen zu verbinden. Die Abonnenten, ein halbes Jahr auf Entzug, wurden gar mit Sekt empfangen. Sie trafen auf eine im Durchschnitt höchstens halb so alte, quirlige und zwitschernde Schar von Gästen.
Der Ausrichter, das vor drei Jahren aus dem Bautzener Theater ausgegründete Thespis-Zentrum, hat sich prächtig entwickelt. Dass seine weitere Finanzierung angeblich wackeln soll, mag man nicht glauben. Thespis war als Bürgerbühne die Antwort des Theaters auf die flüchtlingsfeindlichen Übergriffe und Demonstrationen 2016. Der dritte Festivaljahrgang 2020 begann auch konsequent mit einem Prolog auf der „Platte“, dem Kornmarkt, einem beliebten Treff und Demonstrationsort, der damals Hauptschauplatz der Auseinandersetzungen war. „Die Bürger sind einfach nicht gewöhnt, dass wir hier Leute aus anderen Ländern haben“, sagte Oberbürgermeister Alexander Arends (SPD) zur Festivaleröffnung.
Bei der Thespis-Gründung 2017 konnte man noch skeptisch sein. Ein Zeichen zivilen Engagements – aber garantieren gute Absichten allein schon gutes Theater?...