Über Kampnagel 2062 (nochmal vierzig Jahre!)
Lass den Apfel liegen. Denn das Theater der Zukunft ist ein gemeinsames Gut
von Jonas Zipf
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Finden Sie nicht auch, dass es viele Fachbegriffe gibt, deren deutsche Spielart zwar nicht geläufig, aber sehr erhellend ist? So ist das auch mit dem Verständnis des Begriffs Commons oder Allmende. Das deutsche Äquivalent »Gemeingüter« offenbart ganz intuitiv gleich zwei begriffliche Qualitäten: Zum einen geht es hier um etwas, das der »Gemeinheit« (also allen Menschen, egal wie offen und durchlässig oder geschlossen und abgegrenzt sich eine Gemeinschaft gibt) zu »Gute« kommt (in diesem Sinne auch die andere deutsche Spielart des Gemeinwohls). Zum anderen bleibt die Richtung eines potenziellen Eigentums innerhalb des Begriffs »Gemeingut« gänzlich offen: Es ist unklar, ob das Adjektiv »gemein« alle Menschen als Nutznießer*innen bezeichnet oder auch die Qualität der Gemeingüter selbst. So gelesen geht es um »gemeine« (also grundlegende, potenziell allerorten vorhandene) »Güter« (im Sinne von Ressourcen) wie Wasser, Erde, Luft oder Licht, Bildung, Unversehrtheit, Meinungs- oder Bewegungsfreiheit – hohe Güter, die eben weder einigen noch allen Menschen eigen sein dürfte, sondern deren Qualität in sich selbst – in der Fähigkeit zur autopoietischen Regeneration – besteht.
Nun will ich in diesem Text nicht die Debatte darüber befeuern, wie endlich diese Gemeingüter geworden sind oder wie entfremdet unser Verhältnis und unsere Vorstellungskraft hinsichtlich dieser gemeinschaftlichen Grundlagen unseres Zusammenlebens...