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Musik
Trocken serviert
von Ulrike Rechel
Erschienen in: Theater der Zeit: Jammer und Glorie – Der Regisseur Krzysztof Warlikowski (12/2014)
Funny van Dannen fühlt sich wohl in seiner kleinen Nische, die er hierzulande ziemlich allein besetzt. So richtig mag der Mann mit dem netten Gesicht und der freundlichen Singstimme in keine vorhandene Stilschublade passen: Für einen Liedermacher ist er zu ironisch und schrullig. Für den Chansonnier fehlt es seinen Songminiaturen an Dramatik, auch der Folksänger mag nicht recht passen. Am ehesten passt zu Funny van Dannen der altertümliche Begriff des Barden, nächste Artverwandte im Lande sind vielleicht Rainald Grebe und Sven Regener. Auch die neuesten Songs des 54-Jährigen klingen wieder ganz nach ihm selbst, jenseits von Zeitgeistigem. Geile Welt heißt die Platte trocken, auf der sich 17 Stücke drängeln. In ihnen mischen sich zu ungefähr gleichen Teilen Humor, Melancholie und politisches Unbehagen. Über seine linke Gesinnung hat van Dannen denn auch nie einen Hehl gemacht, teils versperrte ihm das manche Tür in Radio- oder Fernsehprogramme. „Meine Art ist es, politisch Flagge zu zeigen. Im Mainstream anzukommen war nie meine Absicht“, sagte er mal im Interview. Dieses Farbebekennen vollzieht sich meist mit einem Restzwinkern in den Augen, so wenn er in Zeiten zunehmender Intoleranz einen neuen Song „Weltbild“ nennt und zum Schluss kommt: „Jeder braucht ein Weltbild nur zur Sicherheit.“ Daneben...