Die Gründung des Theaterlabors
von Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Ich kam kurz vor dem Jahresende 1982 aus Italien zurück und auf der ‚Pädagogentreppe‘ in der Uni saßen einige meiner alten Theatergruppe, die mich direkt fragten. „Gründen wir jetzt ein Theater?“ Ich stellte nur eine Bedingung: Wer fünf Mal in der Woche ein paar Stunden Zeit hätte, um ein Theatertraining aufzunehmen, konnte dabei sein. Nullo Facchini kam auf seinem Weg von Italien nach Dänemark bei uns vorbei und wir boten gemeinsam einen Theaterworkshop an. Ich bekam sofort einen neuen Lehrauftrag, sodass sich immer wieder neue Leute für die Arbeit interessierten und sich sogar eine zweite Gruppe mit denjenigen bildete, die nicht ganz so viel Zeit hatten. Ich leitete also zwei Gruppen. Die Gruppe 2 produzierte 1985 dann eine viel beachtete Aufführung Vivisektion (nach Die geteilte Frau von Simone de Beauvoir). Es wurde anfangs noch viel hin- und her gewechselt, da den wenigsten bewusst war, dass es mit der professionellen Gruppe darum ging, die Schauspielerei beruflich zu betreiben.
Noch viele Jahre später, als sich alle längst über die Theaterarbeit finanzierten, gab es noch kein Bewusstsein über die neu geschaffene Profession, die man sich ohne eine anerkannte Ausbildung angeeignet hatte. Ich selbst spielte zunächst bei einer Straßenparade als Schauspieler mit, habe das...