Zwei Leben in einem Buch
Ein Nachwort
von Anna Opel
Erschienen in: Notizen zu Piscator (11/2024)
Judith Malinas Hommage an ihren Lehrer Erwin Piscator in die deutsche Sprache zu übersetzen, zusammen mit der New Yorker Kollegin Beate Hein Bennett, das war der vorläufige Abschluss einer aufregenden Wiederbegegnung mit dem New Yorker Living Theatre. Zusammen mit Beate hatte ich zuvor im Auftrag der Berliner Festspiele das Manifest Das Theater leben von Julian Beck übersetzt, Malinas langjährigem Partner und künstlerischen Weggefährten. Auf Thomas Oberenders Initiative gab es 2021 den Fokus Living Theatre beim Theaterreffen, Erinnerung an eine feine Laus im Pelz des etablierten Betriebs, der, wo er auf die Welt reagieren sollte, oft sich selbst umkreist. Becks Texte erzählten von einem Theater, das sich aufmachte, in der Welt zu sein. Sich zu ihren Zumutungen künstlerisch und menschlich zu verhalten. Jene zum Sprechen zu bringen, die im allgemeinen Diskurs oft keine Stimme haben.
In Becks Textsammlung wurde Piscator ein paar Mal als Säulenheiliger für die ästhetische Utopie des Living Theatre erwähnt. Kunst müsse darauf abzielen, sich selbst überflüssig zu machen, soll er gesagt haben. Das Schwierige zuerst, das Unmögliche dauert noch einen Moment. Große Worte, große Ziele, für bare Münze genommen und beherzigt von den Schülern und Jüngerinnen Malina und Beck.
Etwas Nützliches tun, das war Inspiration und...