Nachschlagen mit Mehrwert – die Programmhefte der Burgfestspiele
von Andreas Sommer
Erschienen in: WIR MACHEN THEATER ... jedes Jahr im Sommer – 75 Jahre Burgfestspiele Jagsthausen (05/2025)

Wer die Programmhefte der Burgfestspiele aus den vergangenen 23 Jahren durchforstet, staunt, mit welcher Akribie und mit welcher Freude an der Vermittlung von Hintergründen zu den Inszenierungen zu Werke gegangen wurde und noch wird. Die bis zu 140 Seiten starken Hefte bieten unter der redaktionellen Leitung des Historikers Markus Müller und seit 2016 von Pressesprecherin Ann-Kathrin Halter weit mehr als Besetzungslisten und Porträts. Und weit mehr als Mosaiksteine zur „Götz von Berlichingen“-Rezeption. Müller bringt die Gründe für die Bewahrung des Traditionsstücks im Programmheft 2011 auf den Punkt: „Wie modern dieses Stück immer noch ist … Viele der in ihm gezeichneten Biografien lassen sich mühelos auf heutige politisch Handelnde übertragen ... Es ist quasi ein Langzeitversuch über die Gültigkeit eines Klassikers in der Gegenwart.“
Zu Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ wurden anno 2000 Parallelen zu den Kriegsbildern aus dem ehemaligen Jugoslawien gezogen, Helga Wolf berichtete 2002 über das anstrengende Making-of zum Musical „Evita“, und Bundespräsident Roman Herzog schrieb einen Aufsatz über „Lateinamerika und wir“. Über das Leben auf der Burg, die Bauernhochzeit, die Kindheit, Distanzen und überraschend große Mobilität im Mittelalter oder „Götz und das Alter“ klärten Beiträge von Markus Müller auf. Denn wer weiß schon, dass die statistische Lebenserwartung...