So schön das goldene Herbstlicht ist, das an der Sandsteinfassade im Innenhof der Theaterwerkstatt im Spital in Schwäbisch Gmünd reflektiert – für die Protagonisten, die Schatten, muss es im Saal lichtarm sein. Je dunkler, desto besser. Die letzten Sonnenstrahlen des Jahres müssen also draußen bleiben. Vielleicht tun sie das gerne, in diesem Oktober 2022, in dem das triennal veranstaltete Internationale Schattentheater Festival nach pandemiebedingter Absage 2021 wieder stattfinden kann.
Im Rahmen eines Praktikums bin ich vor Ort und habe Gelegenheit, Einblicke in den Festivalbetrieb zu erhalten. Es ist auch ein Zurück in die Kindheit und weckt Erinnerungen an Versuche, den eigenen Schatten einzufangen. Vergebens, denn da ist diese Differenz zwischen dem Schattenwerfer und dem geworfenen Schatten. Unüberwindbar scheint dieser Weg, zumindest im Alltag.
Die Bühne liefert den Beweis: Doch, es geht. Wenn der Schatten einer Tasse zu schweben beginnt, dem Objekt vorauseilt, wie in der Produktion „Schattenwerfer“ vom Tangram Kollektiv, scheint plötzlich alles möglich zu sein. Das macht den Zauber des Schattentheaters aus. Es lädt dazu ein, „diese schwarzen, seltsamen Etwasse“, so sind sie im Programmheft beschrieben, förmlich spielerisch zu durchleuchten. Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum sind ebenso geladen, wie solche aus dem europäischen Ausland, aus Italien, Belgien, Spanien und...