„Die Sichtbarkeit ist eine Falle“, stellt Michel Foucault in „Überwachen und Strafen“ fest. Dort veranschaulicht er, wie panoptische Anlagen als neue Überwachungssysteme Kerker – Orte der Dunkelheit und Verborgenheit – ersetzten. Durch die Schaffung des permanenten Sichtbarkeitszustandes und eines ausgeklügelten Systems von Kontrolle und Disziplinierung wird nach Foucault das automatische Funktionieren der Macht sichergestellt, z. B. in Klöstern, (Soldaten-) Lagern, Gefängnissen, aber auch in Schulen und schließlich in der Gesellschaft, wo Überwachung unabhängig von Ort, Raum und Zeit stattfindet.
Machtstreben, Kontrolle und Militärmaschinerien sind die Themen, mit denen sich auch das freie Berliner Gefängnistheaterprojekt aufBruch auseinandersetzt, diesmal in einer Doppelproduktion von Schillers „Wallenstein“. Der erste Teil, „Wallensteins Lager“, wurde am 19. Juni 2013 von einem Gefangenenensemble in einem stillgelegten Trakt und im Freilufttheater der JVA Tegel uraufgeführt.
Das Theater beginnt am Eingang: Nach dem Einschließen der elektronischen Geräte und der Abgabe des Personalausweises erfolgt eine Leibesvisitation. Anschließend werden die Besucher durch das Erdgeschoss der Teilanstalt 1 geführt. In den fünf Quadratmeter großen Zellen sitzen oder stehen die Schauspieler-Häftlinge apathisch, gelangweilt, nervös oder aggressiv herum. Auf einmal knallen sie die Türen zu, stellen sich in Reihen auf und sinnieren monologartig über Lager und deren Insassen. Der erste Eindruck ist einprägsam: Die...