Theater der Zeit

Auftritt

Berlin: Dialog im Eisschrank und der Blick der Ratte

Berliner Ensemble: „Endspiel“ von Samuel Beckett. Regie und Bühne Robert Wilson, Kostüme Jacques Reynaud

von Andrzej Tadeusz Wirth

Erschienen in: Theater der Zeit: Schauspiel oder Performance? – Walter Hess und Matthias Lilienthal über die Debatte um die Münchner Kammerspiele (02/2017)

Assoziationen: Berliner Ensemble

Dieser große Wilson-Abend ist begleitet von einer privaten Irritation. Meine Lebensgefährtin und Wahlwitwe, die Performerin Mandie O’Connell, schlägt ihren auch in der deutschen Kritik bekannten Ton an: „Der Meister wiederholt sich, er hat nichts Neues zu zeigen.“ Dagegen werfe ich Picasso und Warhol in die Waagschale. Und Gertrude Stein: „I like to look on his pictures.“ Meine Geschichte mit Wilson geht zurück bis ins New York der siebziger Jahre, die vorkanonische Zeit. Ich verweise auf den Enthusiasmus des Premierenpublikums. Sie: „Lauter Silberköpfe!“ Das ist unter der Gürtellinie – ich bin auch einer. Ihr Argument: „Das ist nichts für Junge, zu langsam.“

Ich bin wahrscheinlich der Einzige an diesem Abend im Berliner Ensemble, der die Londoner Uraufführung von Becketts „Endspiel“ und die deutsche Premiere mit Bernhard Minetti im Berliner Schlossparktheater sowie alle folgenden Becketts in der Schillertheater-Werkstatt gesehen hat. Und natürlich auch Maestro Wilson selbst als Krapp in seiner eigenen Regie von „Das letzte Band“. Aber „Endspiel“? Diese Vorlage für das Endgültige scheint sich nicht für Wilsons serielle factory zu eignen.

Wilson setzt auratische Signale (Licht, Farbe und Sound), die zwar als von der Technik hervorgebracht erscheinen, aber vom Regisseur als quasi „lyrische“ Aussagen geformt werden. Erstaunlich, wie das anfängliche Grau...

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