Interview mit Bert Neumann
Bert Neumann hat die Volksbühne in den Castorf-Jahrzehnten durch seine Bühnenräume, die LSD-Werbung, das gesamte Design und seine Haltung geprägt.
Bert Neumann gab selten und eher ungerne Interviews. Dieses Interview kam im April 2015 auf seine Initiative hin zustande. Er wollte sich angesichts der von Kulturstaatssekretär Tim Renner beschlossenen Übernahme des Theaters durch den Kurator Chris Dercon unmissverständlich positionieren.
Herr Neumann, Sie und Frank Castorf haben die Volksbühne seit 1992 entscheidend geprägt. Tim Renner findet, dass damit in zwei Jahren Schluss sein soll und man die Volksbühne »neu denken« müsse. Muss man?
Die Volksbühne ist ein Ort, an dem sehr anders gedacht wird als in einer Kulturverwaltung oder an anderen Theatern. Das hat damit zu tun, dass hier ein Künstler als Intendant fungiert und kein Manager. Hier werden die Strukturen aus Sicht der Kunstproduzenten gedacht, das macht die Volksbühne einigermaßen solitär.
Andere Theater, zum Beispiel das Berliner Ensemble, werden auch von Regisseuren geleitet.
Es gibt auch viele Kunsthandwerker in dem Feld. Für mich ist jemand wie Castorf in der deutschen Theaterlandschaft einzigartig. An der Volksbühne kann man selbstbestimmt arbeiten. Das war für manche Regisseure schwierig. Wenn man mit selbstständig denkenden und teilweise auch aufmüpfigen Schauspielern nicht...