Magazin
Romeo und Julian
Drei Tage in Südkorea, dem diesjährigen Gastland des Heidelberger Stückemarkts
Erschienen in: Theater der Zeit: Theater Thikwa Berlin: Ungezähmtes Spiel (06/2018)
Seoul. Eine der pulsierendsten Städte dieser Erde. Innerhalb weniger Jahrzehnte, nach dem zerstörerischen Koreakrieg (1950–53), wurde die Stadt mithilfe ihrer Bewohner wiederaufgebaut. Sie ist dabei in rasanter Geschwindigkeit zu einer hochtechnologisierten Megacity avanciert: Häuser wurden hochgezogen, die zahlreichen zerbombten Geschäfte wiedereröffnet, öffentliche Einrichtungen, vor allem Kulturstätten, neu aufpoliert. Auf das Wirtschaftswunder folgte ein farbenfroher Kapitalismus. Südkorea, einst eines der ärmsten Länder der Welt, transformierte in Rekordzeit zu einem gewaltigen Handelszentrum.
Eine Wiedervereinigung mit dem totalitär geführten Nordkorea ist trotz der derzeitigen Entspannungspolitik bislang nicht in Sicht – der Wunsch danach aber beständig groß. Könnte das ehemals geteilte Deutschland dafür ein Vorbild sein? Das Interesse am kulturellen Austausch zumindest ist offensichtlich, wie die große Anzahl an Journalisten zeigt, die zur Pressekonferenz des Heidelberger Stückemarkts 2018 in Seoul gekommen sind. Südkorea ist in diesem Jahr Gastland.
Die beiderseitigen Erwartungen sind dabei sehr hoch, die Stimmung ist euphorisch, nahezu optimistisch. „Unser Anliegen ist es, Theaterszenen miteinander zu vernetzen und den Dialog zu fördern“, sagt Marla Stukenberg, die Leiterin des Goethe-Instituts Korea. Gemeinsam mit dem Arts Council Korea soll ein langfristiges Netzwerk geschaffen werden. Es geht um Austausch und gegenseitige Unterstützung. In Südkorea wird Theater mit dem Herzen gemacht. Wer die gesellschaftlichen Probleme verstehen...