Theater der Zeit

Magazin

Linzers Eck: Endlich aufgeräumt

Verstreute Bemerkungen zu herumliegenden Theaterbüchern

von Martin Linzer

Erschienen in: Theater der Zeit: Thomas Ostermeier und Thomas Oberender: Die Systemfrage – Stadttheater oder freies Arbeiten? Ein Streitgespräch (12/2013)

Freundlich, aber bestimmt gebeten, in meinem Arbeitszimmer ein bisschen Ordnung zu schaffen, stelle ich fest: Der Tisch mit den Büchern ist nicht nur nicht aufgeräumt, er ist schlicht nicht abgearbeitet.

Da liegen also noch die zwei Ihering- Bände (siehe TdZ-Ecke 10/2013). Über die Erinnerung an einen der großen Theaterkritiker des 20. Jahrhunderts hatte ich mich gefreut, ein bisschen Restärger hatte ich verdrängt, nun kommt er wieder hoch. Der Teufel liegt im Detail, sagt man, hier liegt die Dummheit in den Anmerkungen. Warum, zum Beispiel, glauben die Leipziger Jungakademiker, Erich Engel hätte ab 1949 in der DDR gelebt? Weil er am Berliner Ensemble inszenierte? Ich habe ihn jedenfalls zusammen mit Fritz Marquardt noch kurz vor dem Mauerbau in seiner Charlottenburger Wohnung besucht. Und wieso glauben sie, Kurt Böwe hätte 1959 Tollers „Entfesselten Wotan“ an der Studentenbühne inszeniert, wo er doch lediglich eine Rolle (den Schleim) spielte, damals noch Assistent am Institut für Theaterwissenschaft war und erst durch den Wotan-Erfolg ermutigt am Maxim Gorki Theater seine professionelle Karriere begann (Regisseur war der Brecht-Eleve Carl M. Weber). Aber viel schlimmer ist, wie Wolfgang Langhoffs Entlassung als Intendant des Deutschen Theaters Berlin und das Verbot von Hacks’ „Die Sorgen und die Macht“, einer der...

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