Die Stücke des 1989 mit nur 41 Jahren verstorbenen Bernard-Marie Koltès gehören zu den fremdesten, sperrigsten und zugleich präzisesten und schönsten Theatertexten des späten 20. Jahrhunderts. Inzwischen sind sie freilich weitgehend von den Bühnen verschwunden – zu groß ist wohl die Herausforderung, die sie für das Stadttheater bedeuten, und zu gering vielleicht das Interesse, das ihnen von Künstlern entgegengebracht wird, die sich als „postdramatisch“ verstehen. Koltès’ Texte scheinen heute noch einsamer zu sein, als sie es bereits zu ihrer Entstehungszeit waren.
Wie konsequent Koltès indes von Anfang an auf dieser Einsamkeit beharrte, sie als poetologisches Prinzip sogar suchte, lässt sich nun noch einmal in den Briefen, Texten und Interviews nachvollziehen, die der Verlag der Autoren in einem lesenswerten Band mit dem Titel „Ich ertrage das Theater nicht“ versammelt hat. „Autor sein heißt, niemanden zu treffen“, und „Ein Autor arbeitet allein, so kann er den Ruf eines Misanthropen aufrechterhalten, was sehr hilfreich ist“ – solche Erklärungen, die im Zeitalter der kollektiven Netzwerke befremdlich anmuten müssen, ziehen sich durch den Band. Dabei sucht Koltès das Alleinsein bevorzugt in Ländern, deren Sprachen ihm fremd sind, zieht zum Schreiben nach Spanien oder Afrika (einer der eindrücklichsten Briefe schildert seine Zeit in Niger), denn: „Wenn...