Das Theater leben: DIE HANDLUNG
9 Meditation II. 1963. New York City
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION II. 1963. NEW YORK CITY
was geschieht, geschieht in unserem Theater, weil
es die Muster einer mörderischen Gesellschaft akzeptiert
und sie als bewundernswert darstellt
es zeigt viel Triviales
in einem Leben voller Drangsal
stellt das Unerträgliche als erträglich dar
lässt das Leben als unterhaltsamen Zeitvertreib erscheinen und gibt simple Antworten
und wenn ich frage, warum die Zuschauer das mitmachen
sehe ich leider, dass es so ist,
weil das Leben, wie wir es leben, nicht mehr zu ertragen ist
und die Falschheit auf den Bühnen
ein Trost ist
obwohl niemand dran glaubt
aber die Leute tun so, als wäre es wahr, weil dann alles vielleicht doch nicht so schlecht ist
und so ist unser Theater ein Ort des Betrügens und der Entstellung
auf eigenen Wunsch wird die Mittelklasse hinters Licht geführt und die Aristokratie
wenn du Wahrheit sehen willst, musst du verrückt sein, verrückt genug, dem Schrecken ins Auge zu sehn
Erfahrungen, Autobiografie. Willst du mich kennen lernen, komm und lebe mit mir.
Mit zwanzig oder einundzwanzig bereits erste Pläne für ein Theater. Desinteressiert am Theater, wie es damals war, es stellte nicht menschliche Menschen dar und war dazu patriotisch, dabei ist Patriotismus etwas für Idioten, abgesehen vielleicht von der...