17.1 Hey! Ho! Let's Go!
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
In den siebziger Jahren machte die Popmusik einen gewaltigen künstlerischen Sprung. Instrumentalisten mussten den Vergleich mit ihren klassischen Kollegen nicht mehr scheuen. Die Massen blickten begeistert auf zu den Meistern wie Led Zeppelin, Yes und Pink Floyd. Plötzlich aber hängten sich ein paar Kids Gitarren um den Hals: „Wir können nicht spielen, sagt ihr? Doch. Schon fast drei Akkorde. Hey! Ho! Let’s Go!“95
Wir Impro-Spieler können uns von dem nonchalanten Ansatz „Wir können’s nicht, aber wir machen’s trotzdem“ eine Menge abschauen. Wir wissen, dass unserem Spiel das Scheitern als Möglichkeit innewohnt. Aber wir werden uns nicht davon beirren lassen. Ähnlich wie die Ramones angesichts der vielen Fans nur ein Achselzucken für jene Kritiker übrighatten, die ihnen musikalische Simplizität vorwarfen, so können auch wir uns darüber im Klaren sein, dass Improtheater eine eigene Ästhetik entwickeln kann und entwickelt hat. Diese Ästhetik kann sich mitunter überlappen mit der des konventionellen Regietheaters, des Kinos, des Poetry Slams, des modernen Tanztheaters oder der Sketch-Comedy. Sie kann aber auch völlig neue Wege gehen. Und man muss sich als Impro-Aktivist nicht beirren lassen, wenn man dafür kritisiert wird, irgendwelchen externen Kriterien nicht zu genügen, solange man selbst Freude an der Sache hat und ein Publikum...