Wurde Heiner Müller eigentlich je verstanden? Für die beiden Müller-Freunde Jürgen Kuttner und Heiner Goebbels eine hübsche Frage, ins launige Fabulieren zu kommen über das hartnäckigste Grundmissverständnis in der Kunst überhaupt. Verstehen? Wenn der Komponist Goebbels von seinen Begegnungen mit Müller spricht und der Arbeit, die daraus entstand, dann ist das Verstehen erst mal der am weitesten entfernte Punkt von all dem, was er darin fand und zu wecken beabsichtigte. Und er ist sich sicher: Was er mit den Klängen und Tönen versucht, das tat Heiner Müller mit der Sprache. Sie nämlich als „eigene Realität“ zu begreifen und ihr dafür Raum zu schaffen. Den Ausdruck „eigene Realität“ wird Heiner Goebbels noch oft verwenden an diesem Abend im Saal des Deutschen Theaters Berlin.
Es ist der vorletzte Januarmontag, und im Deutschen Theater beginnt die neue Gesprächsreihe „Müllersalon“, die nun alle sechs Wochen Künstlerinnen und Künstlern Gelegenheit gibt, in offener, ungeplanter Form über ihre Erfahrungen mit Heiner Müller und seinem Werk zu sprechen. Anders als an den „Müllermontagen“, von der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft vier Jahre lang allmonatlich im Berliner Literaturforum im Brecht-Haus ausgerichtet, soll der lockere „Müllersalon“ nun nicht mehr in erster Linie literarisch-wissenschaftlich auf das Müller-Werk blicken, sondern vor allem...