Theater der Zeit

Geht überhaupt nicht! Also wird’s versucht

Gespräch mit Christian Grashof

von Christian Grashof und Hans-Dieter Schütt

Erschienen in: Christian Grashof. Kam, sah und stolperte – Gespräche mit Hans-Dieter Schütt (09/2018)

GESPRÄCH

Böwes Seufzer an der Friedrichstraße

Einstand für den vermeintlichen Schlosser

Beim Monolog tippt Düren auf die Uhr

Ein Indianerhäuptling führt Regie

Dicker Schal und schäbiger Trenchcoat

Schönheit ist kein Bild, sondern Arbeit

HANS-DIETER SCHÜTT: Ihre erste Rolle am Deutschen Theater war 1970 der junge Leutnant in Lorcas „Doña Rosita bleibt ledig“.

CHRISTIAN GRASHOF: Ich hatte nur einen Moment-Auftritt im letzten Akt. Ein blutarmer Kerl, von Horst Sagerts Regie auch noch sanft denunziert. Himmelblau angezogen.

Sagert führte Regie mit Siegfried Höchst. Die blaue Farbe Ihres Leutnants war wie ein leichter Hohn – in der dunklen Sinnlichkeit dieser überbordenden süßen Schwermut, die über der Szene lag.

Horst Sagert überfiel alle Menschen, alle Räume mit Fantasie. Er überfiel mit Vogelfedern und Blütenblättern und Stoffresten. Welten wie von Dalí. Und wenn die Blumenblätter nicht genau dort herabregnen durften, wo er es für das Natürlichste hielt, oder wenn sie nicht von einem Wind bewegt wurden, der exakt die Geschwindigkeit hatte, die er sich vorstellte, dann konnte es passieren, dass Sagert so leise, wie er in Inszenierungen hineingekommen war, wieder verschwand. Leise, aber entschieden. Wirklich und wahrhaftig ein Kunst-Handwerker oder Kunsthand-Werker. Nicht berechenbar. Baute und bastelte und schuf Welten, dass es nur so...

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