Wir. Jürgen und ich.
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)
JÜRGEN BANSEMER ist seit seinem Tod am 17. Juli 2006 nicht mehr da. Ich bin seitdem eine andere Person. Jürgen Bansemer6 und ich, Ute Nyssen, wir beide waren ein Liebespaar. Jeder weiß, was das ist, obwohl das Muster sich wie Bilder im Kaleidoskop ändert. Ich schreibe allein etwas darüber auf. Sicher hätten wir gemeinsam nicht das geschrieben, was ich zwangsweise alleine verfasse; aber ich weiß, dass er mit der Version, die nur auf meinem Gedächtnis fußt, einverstanden wäre, sowie grundsätzlich mit meiner Reflexion zu diesem Phänomen, seiner existenziellen Bedeutung im Zusammenhang mit unserer Verlegergeschichte. So habe ich mich – achronistisch – meiner Erinnerung überlassen, dabei immer das nahezu körperliche Empfinden gehabt, auf einer Schaukel zu balancieren, die das Gleichgewicht hält zwischen einerseits Offenheit und andererseits Schutz unserer Privatsphäre.
Im Prozess des Schreibens unserer Verlegergeschichte verstärkte sich mein Gefühl, dass etwas fehlte bei der Erzählung von unserer Arbeit, profan gesagt: der Quelle unseres Lebensunterhalts, und mir wurde klar, dass der Verlag, insbesondere unser eigener, so etwas wie eine Frucht war, oder eine Blume, auch ein Kunstprodukt, das immer mitgespeist wurde aus der ganz persönlichen Lebensader, unserer Liebesverbindung.
Weder Jürgen Bansemer noch ich hätten alleine einen eigenen Verlag gegründet. Es gab...