Wie funktioniert demokratische Kunst?
Hilmar Hoffmanns Thesen zur Kunst im Stadtraum
von Thomas Kaestle
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
„Für alle?“ war der Titel eines Wettbewerbs für „Innovative Vermittlungskonzepte für Kunst im Stadtraum“, den der kleine hannoversche Kunstverein hub:kunst.diskurs im April des Jahres 2010 gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig ausschrieb. Der Bezug zu Hilmar Hoffmanns zentraler kulturpolitischer Forderung aus den 1970er Jahren ist kein Zufall – ebenso wenig wie das relativierende Fragezeichen. Denn gerade im Kontext urbaner öffentlicher Räume liegen visionäre und paradoxe Aspekte der vor vierzig Jahren von verschiedensten Akteuren eingeleiteten und von Hoffmann engagiert kommunizierten Trendwende fast untrennbar beieinander. Schließlich war Kultur für alle beim Erscheinen der Publikation im Jahr 1979 bereits ein verdichtetes Statement am Ende des Jahrzehnts, versammelte Thesen für eine seit Jahren erprobte Praxis der Erneuerung von Kommunal- und Gesellschaftspolitik. Den meisten Aufbruchsmodellen jener Zeit waren die Zauberformeln „Demokratie“ und „Partizipation“ gemein, Zielgruppenspezifik und Teilöffentlichkeiten sollten überwunden werden, indem Privilegien relativiert und Angebote verbreitert wurden.2 Kultur für alle meinte eigentlich „jede Kultur für alle“3. Dass solche Ideale bereits den kommunalen Realitäten ihrer Zeit entgegenstanden, zeigte die Forderung des Deutschen Städtetages nur wenige Tage vor der Eröffnung des Ersten Deutschen Künstlerkongresses im Juni 1971, bei der Hilmar Hoffmann seine Thesen zu Kunst und Stadt einem großen (Fach-)Publikum vorstellte. „Rettet...