Der Körper in Dantons Tod und dessen Inszenierung durch Laurent Chétouane
Mit den Worten, die diesem Beitrag seinen Titel geben, lässt Georg Büchner in seinem Drama Dantons Tod im Angesicht des nahenden Endes Mercier, einen der festgenommenen Abgeordneten des Nationalkonvents, den Zustand der Französischen Revolution unter der Jakobinerherrschaft konstatieren:1
Mercier:
Da klatschen die Galerien, und die Römer reiben sich die Hände; aber sie hören nicht, daß jedes dieser Worte das Röcheln eines opfers ist. Geht einmal euren Phrasen nach bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden. – Blickt um euch, das alles habt ihr gesprochen; es ist eine mimische Übersetzung eurer Worte. Diese Elenden, ihre Henker und die Guillotine sind eure lebendig gewordnen Reden.
(III, 3)
Ideen werden zu Worten, Worte zu Erzählungen und mitunter werden aus Erzählungen Taten. Über die Französische Revolution hinaus lässt sich Merciers Befund vom Menschenopfer für eine vermeintlich höhere Sache (ob nun Gott, Nation oder bessere Welt) zu allen Zeiten feststellen. Insbesondere die von Lyotard beschriebenen großen Erzählungen der Moderne jedoch versuch(t)en die heterogene Vielgestaltigkeit der Welt unter ihren als absolut gesetzten Erklärungsprinzipien zu subsumieren.2 Das Singuläre wird dem höheren Prinzip untergeordnet oder muss diesem schlimmstenfalls weichen. Eines der in diesem Sinne...