Zwei Maestros, „Zwei Stimmen“:
Johan Simons und Jeroen Willems
von Mieke Koenen
Erschienen in: Arbeitsbuch 2023: Johan Simons – Dialog mit dem Tod (07/2023)
„Historisches Urteil im Klimafall: Shell muss CO2-Emissionen drastisch reduzieren“, titelte de Volkskrant am 27. Mai 2021. Ein von Umweltorganisationen angestrengtes Verfahren vor dem Gericht in Den Haag hatte dazu geführt, dass Royal Dutch Shell verpflichtet wurde, die CO2-Emissionen des Shell-Konzerns, seiner Zulieferer und Kunden bis Ende 2030 auf 45 % unter das Niveau von 2019 zu senken. Begründet wurde dies damit, dass der erhebliche Beitrag von Shell zur globalen Erwärmung und dem damit verbundenen Klimawandel „die Menschenrechte wie das Recht auf Leben und ein ungestörtes Familienleben ernsthaft gefährdet“.
„Jetzt will ich ‚Zwei Stimmen‘ “ wieder sehen“, dachte ich, als ich das las. Ein unerfüllbarer Wunsch, leider. „Zwei Stimmen“ (1997) war eine Solo-Performance, die das Publikum durch eine Reihe von Monologen dazu aufforderte, über Macht und Korruption in nuancierter Weise nachzudenken. Einer dieser Monologe bestand aus einer Adaption von Texten des damaligen Vorstandsvorsitzenden der Royal Dutch Shell Group. Dieser Topmanager fragte sich, welche soziale Verantwortung ein multinationales Unternehmen übernehmen sollte. Glücklicherweise sind der Text der Aufführung noch vorhanden, genauso wie der Regisseur: Johan Simons. Doch Jeroen Willems, der Schauspieler, der „Zwei Stimmen“ spielte, erlag Anfang Dezember 2012, kurz nach seinem fünzigsten. Geburtstag, bei den Proben auf der Bühne des Königlichen Theaters...