21.1 Schönheit des Übens
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
In unserem alltäglichen Verständnis heben wir das Üben und Trainieren vom „Eigentlichen“ ab. Wir üben ein Klavierstück, damit wir es später vorführen können. Wir trainieren Langstreckenläufe, um später den Marathon zu laufen. Wir üben die Fremdsprache, um uns später im Ausland verständigen zu können. Wir trainieren Impro-Spiele, um sie später aufführen zu können.
Tatsächlich besteht aber die Gefahr, dass uns diese Zweiteilung vom Üben und von der Tätigkeit selbst entfremdet. Wir müssen uns verabschieden von der Dichotomie des harten Trainings einerseits und der glamourösen Show andererseits. Gerade als Improvisierer haben wir die Chance, das zu erkennen. Unsere Shows gleichen ja, wenn wir wirklich frei improvisieren, der Probe in vielen Aspekten: Wir bewegen uns tastend durchs Unbekannte, wir gehen Risiken ein, wir spielen Szenen, die es noch nicht gegeben hat und die uns mal besser mal weniger gut gelingen. Dadurch, dass wir bewusst Risiken auf der Bühne eingehen, wird unsere Show spannender: fürs Publikum, für den einzelnen Spieler und für die Mitspieler. Als Improvisierer sind wir stets Ausprobierende – auf der Bühne und im Probenraum.
In der Praxis bedeutet das: Geht nicht zu hart an die Proben. Bleibt spielerisch und arbeitet mit der geistigen Haltung des Suchenden. Der Unterschied zu den...