7.3.2 Spiele mit dem Rhythmus der Bewegung
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Physisches Theater lebt vom Spiel mit den Körpern im Raum. Das heißt, wir können mit dem Bewegungstempo und mit Pausen spielen. Zum Beispiel werden in Sitcoms die Darsteller beim Dreh dazu aufgefordert, nach jedem Gag nicht nur eine Sprechpause einzulegen, sondern auch körperlich innezuhalten und den Lacher abzuwarten. Der naheliegende Grund ist, dass alles, was nach der Pointe passiert, vom Gag ablenken könnte.
Forcierte Mobilitätsveränderung kann einen ungeheuren dramatischen Effekt haben. Das augenscheinlichste Beispiel sind Slapstick-Komödien: Der auf der Bananenschale ausrutschende Polizist, der gegen die Laterne laufende Smartphone-Starrer. Aber auch Dramen ziehen ihr Potential aus dem Spiel mit Rhythmus: Hamlet spricht ruhig mit seiner Mutter, und bevor wir es uns versehen, tötet er (ausgerechnet er, der Zweifler) in einer raschen Action-Sequenz den Polonius.
Bewegungsrhythmus können wir im Grunde musikalisch-tänzerisch verstehen. Und wenn wir spielerisch damit umgehen, heißt das, wir verfolgen das Spiel, das in der Luft liegt, zum Beispiel:
•Wir bewegen uns beide ruhig und gemächlich, bis einer von uns plötzlich das Tempo erhöht.
•Wir bewegen uns beide ruhig und erhöhen gleichzeitig das Tempo.
•Du bewegst dich im Staccato und ich im Legato, und allmählich nähern wir uns an.
•Wir bewegen uns beide in hohem Tempo und halten immer wieder...