19.4 Politik und Wissenschaft
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Als Impro-Spieler sind wir nicht nur Schauspieler, sondern auch Verfasser unserer Szenen. Wie informiert unsere Charaktere miteinander sprechen, wie gebildet sie sind, hat auch mit unserer eigenen Bildung zu tun. Natürlich kann man einen Wissenschaftler spielen, ohne dessen Fachwissen zu haben. Aber es hilft doch, zumindest ansatzweise Bescheid zu wissen, wovon die Rede ist, wenn auf politische oder historische Ereignisse angespielt wird, wenn von geographischen Gegenden gesprochen wird, wenn auf wissenschaftliche Erkenntnisse referiert wird.
Wenn man sich Improvisationstheater anschaut und seine Nähe zur Comedy bedenkt, so fällt auf, wie sehr sich die meisten Improvisationstheater um Politisches drücken. Das hat zunächst auch gute Gründe, denn explizit politisches Improtheater birgt einige Fallen:
•Improtheater läuft durch die Verwandtschaft zur Comedy Gefahr, die dort gängigen Klischees zu reproduzieren. Fragt man Zuschauer nach politischen Vorschlägen, werden so gut wie immer diejenigen Themen strapaziert, die seit Wochen durchs Fernsehen und durch die Sozialen Medien geistern, Themen also, die im Grunde schon „durch“ sind.
•Politische Satire neigt zu Überzeichnung. Das wiederum führt zu Unterkomplexität bis hin zu dümmlichem Populismus, nach dem Motto „Politiker sind doof“. Dem Publikum wird dann das serviert, was es ohnehin erwartet. Und diese Gefahr ist im Improtheater natürlich besonders groß, da wir...