Die Hand führt deine Seele zum Papier
Ein Gespräch mit Martin Rupprecht
von Martin Rupprecht
Erschienen in: Lektionen 6: Kostümbild (06/2016)
Was hat dich auf die Idee gebracht, Kostümbildner werden zu wollen?
In meiner Familie gab es zwei Tanten, Rita und Trude, die sagten zu meiner Mutter: „Hilde, dieses Wochenende gibst du uns den Jungen mal.“ Ich bin 1937 geboren, wohnte in einer Kleinstadt – Bernau bei Berlin – und war mit elf Jahren eingeladen nach Berlin. Die beiden haben mich mitgenommen in die Oper, Sadko von Rimski Korsakow. Ich saß im zweiten Rang und hab runtergeguckt, und als Elfride Trötschel, die die Prinzessin Wolchowa sang, sich in die Wolga verwandelt hat, war’s um mich geschehen. Meine Mutter hat mich nach der Vorstellung vom Bahnhof abgeholt und erzählte mir später immer, ich sei siegessicher die Treppe heruntergekommen und habe gesagt: „Mama, ich werde der, der im Theater die Bilder macht!“ Dabei bin ich geblieben. Mein Glück war, dass mir dadurch die Schule leichtgefallen ist, weil ich genau wusste, was ich brauche, um ans Theater zu kommen.
Wie hat es dann geklappt mit dem Theater?
An der Schule gab es einen dramatischen Zirkel, ich war als Jungschauspieler dabei, hab die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule gemacht und bin auch genommen worden. Ein Scheideweg lag vor mir – Schauspieler oder Bühnenbildner, was wird mein...