Die zwanziger Jahre. „Alles ist neu unter der Sonne, wenn man es mit gegenwärtigem Blick betrachtet und mit gegenwärtiger Sprache zum Ausdruck bringt“, hieß es im Manifest der Zeitschrift Martin Fierro, Stimme der Avantgarde am Río de la Plata, bei der unter anderen der junge Jorge Luis Borges und Oliverio Girondo publizierten. Der Einfluss der historischen Avantgarde erreichte Argentinien, als Buenos Aires zur modernen Metropole wurde und in einem raschen Umwandlungsprozess begriffen war – ein Vorgang, der das Gesicht und den Rhythmus der Stadt nachhaltig veränderte. Argentinien war Teil der Moderne geworden und stolz darauf. Der Entwurf eines neuen Landes kam in diversen Erneuerungsinitiativen zum Tragen mit dem Ziel, die aktivste Metropole Lateinamerikas als gleichwertig neben den wichtigsten europäischen Machtzentren zu etablieren. „Alles ist neu unter der Sonne, wenn man es mit gegenwärtigem Blick betrachtet und mit gegenwärtiger Sprache zum Ausdruck bringt.“ Wie kann dieser für die argentinische Kultur so bedeutungsvolle Sinnspruch gelesen werden? Er war auch eine Aufforderung an den Blick: Wie sehen? Wie eine neue Betrachtungsweise entstehen lassen?
2014. Ein Kulturprojekt im urbanen Raum lädt uns ein, verlassene Gebäude in zwei Stadtteilen von Buenos Aires aufzusuchen, die performative Künstler mit Installationen bespielen. Was ist zwischen der damaligen...