Die große schwarze Scheibe dreht sich neunzig Minuten lang, mal quälend langsam, mal rasend schnell. Hier in den Vidmarhallen sieht Bern mehr nach Gewerbegebiet aus als nach stolzer Bürgerstadt. Ein Hauch von Schweiß, wie ihn körperliche Arbeit hervortreibt, kontert in dieser Nebenspielstätte des Konzert Theater Bern den über allem Eidgenössischen liegenden Geruch des Geldes.
So ungefähr wie in dieser Werkhalle sah die Erde auch im ptolemäischen Weltbild aus: eine Scheibe in Gottes Universum, um die die Sonne kreist. Alles eine Frage der Energie. Diese überträgt sich in Ulrich Rasches Inszenierung von Kleists „Das Erdbeben in Chili“ – buchstäblich Schritt für Schritt – auch auf die Zuschauer. Doch wird hier an einer neuen Schöpfung gearbeitet oder bereits an ihrer Zerstörung?
Wie der Atem des Universums klingt das von Ari Benjamin Meyers komponierte Klanggebilde (Katelyn King am Marimbaphon), das die Worte nicht nur rahmt, sondern schließlich sogar trägt wie ein unruhiger Fieberatem. Mal geht er schneller, mal langsamer. Alles eine Frage von Klang und Rhythmus. Fünf Schauspieler (Kornelia Lüdorff, Deleila Piasko, Nico Delpy, Toni Jessen und Sebastian Schneider) in wechselnden Zusammensetzungen, mal zu zweit oder zu dritt, mal alle zusammen, stoßen ihn hervor, während sie mittels Kraft ihrer Beine die Scheibe in...