Träumen mit Plan
von Jenny Patschovsky und Tim Behren
Erschienen in: Arbeitsbuch 2022: Circus in flux – Zeitgenössischer Zirkus (07/2022)
Der Zeitgenössische Zirkus ist in Deutschland an einem spannenden Punkt. Es ist ein möglicher Drehmoment – vergleichbar mit der wegweisenden Entscheidung zum Tanzplan Deutschland, der im Jahr 2005 von der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufen wurde. Damals wurde der Grundstein gelegt für eine nachhaltige Tanzentwicklung in Ausbildung, Recherche, Präsentation, Ensemblestärkung und Kulturerbe. Mit einem Gesamtetat von 12,5 Millionen Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren konnte der Tanz in Deutschland auf diese Weise zu einer blühenden und selbstbewussten Kunstform werden.
Was wäre, wenn auch dem Zeitgenössischen Zirkus in Deutschland diese Relevanz politisch zugesprochen würde? Wenn das Potenzial, das Zirkus für die Gesellschaft und für neue künstlerische Impulse innerhalb der darstellenden Künste bietet, erkannt und genutzt würde?
Uns bewegt und motiviert das folgende Gedankenspiel, das den Entwicklungen in Deutschland um zehn, fünfzehn Jahre vorauseilt und in dem Zeitgenössischer Zirkus allumfassend etabliert ist. Er ist inhaltlich, künstlerisch, dramaturgisch, kuratorisch gewachsen und wurde dabei vorausschauend strukturell – also kulturpolitisch und städtebaulich – begleitet. Schauen wir uns also an, was alles passiert sein würde.
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Kulturgut Zirkuskunst
Seitdem Zirkus in das bundesweite Verzeichnis des „Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen wurde, konnte ein bewusster und wertschätzender Umgang mit der Geschichte des Zirkus sowie eine kritische Reflexion...