Als Intendantin Carena Schlewitt vor rund zwei Jahren ans Europäische Zentrum der Künste Hellerau verpflichtet wurde, schwang die Idee eines Festivals russischer Gegenwartskunst bereits mit. Die beiden Wochen im Januar zeigten nun, dass es dafür in Dresden tatsächlich ein interessiertes Publikum gibt: Die Vorstellungen waren weitgehend ausverkauft. Vertreten waren neben neugierigen Theaterprofis, Russlandfreunden oder Einwanderern auch erstaunlich viele junge und gar nicht mehr Russisch sprechende Besucher, die vor allem Vorstellungen vor der spätabendlichen „Russendisco“ belebten.
Doch auch bei den mit der Sowjetunion vertrauteren ehemaligen DDR-Bürgern bleibt das Gefühl einer Terra incognita, eines geheimnisvollen Riesen im Osten. Der schillert in Facetten vom Zarenreich über die Sowjetunion bis zum heutigen Putinismus, vermischt mit den Einflüssen und Verheißungen eines westlichen Hedonismus. Carena Schlewitt und Kurator Johannes Kirsten haben für das Karussell-Festival nicht nur die beiden Metropolen Moskau und Sankt Petersburg bereist, sondern auch Kasan oder Nowosibirsk, um sich ein Bild vor allem der performativen zeitgenössischen Kunst Russlands zu machen. Was sie für die beiden Hellerauer Festspielwochen ausgewählt hatten, ließ bewusst kein homogenes Bild entstehen.
Das gilt sowohl für die ästhetische Vielfalt als auch für die regional unterschiedlichsten Arbeitsbedingungen vor allem freier Theater in Russland. In Hellerau wagten einige etwas mehr, als sie zu...