13.1.1 Spielen statt Kommandieren
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Szene 1
A gräbt um.
B: „Was machen Sie denn da? Hören Sie auf, meinen Garten zu verunstalten!“
Szene 2
A gräbt um.
B: „Ach Schatz, musst du jetzt schon wieder umgraben? Wir wollten doch eigentlich Tee trinken!“
Szene 3
A gräbt um.
B: „Wie graben Sie denn um? Das macht man ganz anders: Rechte Hand oben, linke Hand unten. So. … Nein, nein, nein, das sieht ja furchtbar aus.“
A gräbt um.
B: „Sehr gut, sehr gut, und wenn Sie fertig sind mit Umgraben, trimmen Sie bitte die Hecke und wässern die Erdbeeren.“
So sehr sich diese vier Szenen auch im Ausmaß von Positivität/Negativität und Akzeptieren/Blockieren unterscheiden, so ist ihnen doch gemein, dass Spieler B in jedem Falle seinen Mitspieler kommandiert. Nun wäre es zwar Unsinn, Szenen, in denen eine Figur die andere kommandiert, aus dem Improtheater komplett verbannen zu wollen. Aber es ist doch bemerkenswert, wie häufig Impro-Szenen damit beginnen, dass ein Spieler eine Routinehandlung mimt und der andere ihn daraufhin rügt oder herumkommandiert. Kommandieren ist in den allermeisten Impro-Situationen eine Übersprungshandlung, eine Reaktion auf die Angst, mit Neuem, Unbekanntem umgehen zu müssen: Solange ich den anderen herumkommandiere, habe ich ja die Szene unter Kontrolle und...