Kulturpolitische Auswertung und Maßnahmen für den deutschen Kontext
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Die letzten Kapitel zeigen, dass zurzeit allerlei Bewegung in der Theaterlandschaft ist, welche die konventionellen Strukturen, wenn nicht in Gänze erschüttern, so doch zunehmend ins Wanken bringen. So beklagen sich verstärkt jüngere Generationen Theaterschaffender über die schlechten Arbeitsbedingungen und eine fehlende Werteorientierung im Kunstalltag.321 Schneider verdeutlicht dies anhand der Initiative „art but fair“,322 die eine Art Selbstverpflichtung für Kunstschaffende darstellt, sich gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, für mehr Solidarisierung untereinander, eine Auseinandersetzung mit Werten und Haltungen und die aktive Gestaltung der Wertekultur im Alter und Chancengleichheit beziehungsweise Gleichbehandlung einzusetzen.323 Für Theaterleitende und Produzierende hat die Initiative ebenfalls eine Selbstverpflichtung verfasst, welche zudem die Partizipation der Beteiligten im Entscheidungsprozess und eine bestimmte Unternehmenskultur im Kunstschaffen einfordert: „Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale der angestrebten Unternehmenskultur sein.“324
Unter anderem in diesen Forderungen Kunstschaffender sieht Schneider den Beginn eines nachhaltigen Wandels:
Und sie bewegt sich doch, die Theaterlandschaft! Theatermacherinnen und -macher melden sich zu Wort, sie kennen sich aus und sie wollen ihn gelingend gestalten. Außerdem wollen sie davon leben. Eine Bevölkerung, die sich allzu gerne als Kulturstaat geriert, ist gefordert, auch die Förderung der darstellenden Künste auf den Prüfstand zu stellen und Maßnahmen wider die Prekarisierung des...