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Dresdens erstes Off-Theater ist weiterhin in
Das noch in der DDR-Agonie entstandene Projekttheater wird im Februar dreißig Jahre alt
von Michael Bartsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Cordelia Wege – Schöpferisches Risiko (02/2020)
Es ist noch etwas geblieben vom morbiden Charme der Gründerzeit des Dresdner Projekttheaters. Die Tordurchfahrt auf der Louisenstraße führt in den Innenhof der typischen Blockrandbebauung mit der heute noch als solche erkennbaren ehemaligen Werkhalle des VEB Metallwaren. Die war im Juli 1989 schon verlassen, als sich eine Gruppe spielfreudiger Typen unter dem Namen theaterbrigade der Halbruine bemächtigen wollte. Hundert Jahre nach der Gründerzeit, als die Äußere Neustadt entstand. Die DDR und die Stadtverwaltung hatten hier vor der Sanierungsaufgabe kapituliert, das Viertel war für den Abriss vorgesehen.
In diesem Biotop für Künstler, Lebenskünstler und Subkulturelle wurde noch in der Agonie der DDR die „Bunte Republik Neustadt“ geboren und eben auch ein Projekt wie das Projekttheater. Bis heute zehrt der Stadtteil von diesem Szene-Image, obschon die Gentrifizierung achtzig Prozent seiner „Ureinwohner“ vertrieben hat. Immerhin wählt die Neustadt nach wie vor überwiegend links und grün.
In diesem inzwischen durchkommerzialisierten Viertel ist das Projekttheater tatsächlich so etwas wie ein „Kulturschutzgebiet“, als das es sich augenzwinkernd inzwischen selbst apostrophiert. Der entscheidende Schritt dahin jährt sich nun zum dreißigsten Mal. Das Stadtbezirkskabinett für Kulturarbeit lehnte in der Noch-DDR den Antrag der theaterbrigade ab, die ehemaligen Betriebsräume für Theaterzwecke anzumieten. Doch die Enthusiasten nutzten am 16. Februar...