Der Sinn des Lebens scheint Unsterblichkeit zu sein. Wer religiös ist, strebt nach dem ewigen Leben im Jenseits oder, je nach Glaubensgusto, nach der Wiedergeburt im Diesseits. Wer Kunst schafft, will in seinen Werken weiterleben. Und wer den Tod lieber ganz real überwinden will, der kann heutzutage auf die rasanten Fortschritte von Wissenschaft und Medizin hoffen.
Manchmal aber ist Unsterblichkeit auch nur eine Frage guten Marketings. Wie bei Franz Schuberts „Schwanengesang“ zum Beispiel. Der Liederzyklus zählt heute zu den bekanntesten Werken des romantischen Komponisten. Doch Schubert selbst hatte wohl gar nicht vor, seine Vertonungen von 14 um Tod und Trennungsschmerz kreisenden Gedichten Heinrich Heines, Ludwig Rellstabs und Johann Gabriel Seidls zu einem Zyklus zusammenzustellen. Auf die Idee kam erst sein geschäftstüchtiger Verleger, nachdem der Künstler 1828 im Alter von nur 31 Jahren gestorben war. Schubert hatte die Lieder sämtlich in seinem Todesjahr geschrieben, das passte, das ließ sich verkaufen.
Unsterblichkeit also. Am Deutschen Theater in Göttingen konfrontiert der Schauspieler, Musiker und Regisseur Christian Friedel die Melancholie des „Schwanengesangs“ mit, ja: Humangenetik. Das Licht im Saal ist noch eingeschaltet, da betritt ein Herr im eleganten braunen Dreiteiler die Bühne. Hornbrille, Bart, das graue Haar ein wenig zu lang: der Wissenschaftler Prof....