Gespräch
Gespräch mit Leo Bassi
von Leo Bassi und Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Leo Bassi _ Für unser Gespräch bin ich letzte Nacht alles noch einmal durchgegangen: Was wir in Bielefeld gemacht haben und vorher, als wir uns beim Santarcangelo-Festival getroffen haben. Und ich habe gemerkt, dass ich einiges vergessen hatte: dieses unglaubliche Abenteuer – das ist vielleicht der beste Ausdruck dafür –, dieses theatrale Abenteuer, fernab von Bühnen zu versuchen, den Kontakt zu wirklichen Menschen herzustellen, zu jungen Menschen, zu Leuten auf der Straße und auf Plätzen, den bourgeoisen Aspekt des Theaters zu brechen. Das war ein unglaubliches Abenteuer. Es war auch ein politisches Abenteuer. All das wäre auch heutzutage wichtig, aber es scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Was ja auch ganz natürlich ist, weil es gegen die politischen Strukturen ging. Wir waren außerhalb der politischen Strukturen, Außenseiter, wir wollten mit ihnen brechen. Ich wollte Theater-Zirkus – nicht eine bourgeoise, akademische, eine geschützte akademische bürgerliche Welt. Ich wollte den Menschen auf der Straße in ihrem Leben gegenübertreten, dort wo sie lebten, wo sie waren. Und das ist politisch. Ich wollte nicht durch das große K („Kultur“ – wir sind Kulturleute) protegiert werden. Ich wollte ungeschützt sein und für das geliebt werden, was ich machte. Nicht für eine Mission, die von einer...