6. Kapitel
Erschienen in: Die Rampe oder An der Lethe wachsen keine Bäume (06/2013)
Haprecht hat heute Dienst, es wird gekeult. Er hat eine dicke Gummihose, Gummistiefel mit starken Sohlen und eine leichte Jacke mit weiten Ärmeln angezogen. An den Händen trägt er feine, griffige, imprägnierte Fingerhandschuhe aus Stoff. Von Gummihandschuhen hält er wenig; sie sind zwar leicht abzuspülen, lassen aber den Hammer zu schnell durch die Hand gleiten. Zwischen den Männern war ein Streit ausgebrochen, welche Handschuhe besonders geeignet seien. Sie hatten mehrere Modelle getestet, konnten sich aber nicht auf eines einigen. Kramer bestellte daraufhin mehrere zur Auswahl. Haprecht nahm die Fünffingrigen. »Die saugen sich fest wie Tintenfische«, sagt er und orderte gleich drei Paar. »Reserven muss man haben, wer weiß, was noch kommt.«
Sein Hammer ist eine Spezialanfertigung. Der Stiel ist aus einem Eschenast gearbeitet. Er ist glatt poliert und liegt gut in der Hand. Sechzig Zentimeter ist er lang, mit einem zwei Kilo schweren geschmiedeten Eisenkopf. »Geschmiedet muss er sein, nicht gegossen, wie die billigen, die sie in jedem Laden anbieten und die bei einem Fehlschlag auf einen Stein sofort in Stücke fliegen«, erklärt er. Nichts sei schlimmer, unterstreicht er in der »Runde der Spezialkräfte«, als mit einem Hammer zu arbeiten, bei dem der Kopf vom Stiel fliegt. Der könne großen...