Theater der Zeit

ausland

Erschienen in: Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin (04/2021)

Über das ausland wird in der Presse gerne so (oder so ähnlich) geschrieben: „Eine der letzten Bastionen des Randständigen im weitgehend durchgentrifizierten Prenzlauer Berg, der seinerzeit ja einer der zentralen Subkultur-Orte in der DDR war.“ (taz, Berlin) International ist das ausland jedoch nicht wegen seiner Verortung in Berlin, im ­Prenzlauer Berg, sondern durch sein Programm ­bekannt – am häufigsten durch die Experimental­musik-Reihe „biegungen im ausland“.

Im Keller der Lychener Straße 60, einem ehemals besetzten Wohnhaus und heutigem Hauskollektiv, wurde das ausland als Veranstaltungsort für experimentelle Musik gegründet (und vorausschauend aufwendig schallisoliert). Seit seiner Eröffnung im Jahr 2002, die durch die Unterstützung des Hauskollektivs, Kredite bzw. Zuschüsse und viel Eigenarbeit möglich wurde, galt die Veranstaltungsreihe „biegungen“ als einer der wichtigsten Anlaufpunkte für die Berliner Echtzeit­musik- und Improvisations-Szene, die auch viele internationale Gäste aus der pulsierenden und beständig wachsenden Improvisations-Community anzog und vorstellte.

Trotz seines musikalischen Schwerpunkts war der Projektraum ausland mit durchschnittlich etwa achtzig Veranstaltungen jährlich schon immer spartenübergreifend ausgerichtet. Ziel war und ist, auch jenseits kommerzieller Erwägungen und kulturbetrieblicher Trends und Turns gerade mainstreamfernen künstlerischen Ästhetiken und Ansätzen hochwertige Präsentationsbedingungen bieten zu können – in einem Raum, der mit einer Kapazität für (bestuhlt) siebzig Gäste oft genau den...

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