Wie geht es der Jugend in Corona-Zeiten? Langeweile in den eigenen vier Wänden? Überbeanspruchung digitaler Endgeräte? Läuft Beziehungspflege verstärkt im virtuellen Raum? Wächst die Sehnsucht nach Analogem? Lassen sich Generationskonflikte überhaupt noch ausleben? Und wie weit tragen Ausbruchsfantasien?
Dieses Psychogramm umreißt einiges von dem, was Sascha Flocken und sein Team aus Georg Büchners Drama über zwei Protagonisten an der Schwelle zum Erwachsensein destillieren. Ihre „Leonce und Lena“-Inszenierung im Freiburger Theater im Marienbad ist ein trotziger und grandioser Wurf. Jens Dreskes Bühne: eine gespiegelte Fläche, passend zum Narzissmus der Hauptfigur. Gelangweilt lungert Nadine Werners Leonce auf dem Bühnenboden, das eigene Smartphone in der Hand. Nadine Werner spielt diesen Leonce fragil, trotzig, fast pubertär. Früh schneidet Flocken in Büchners Lustspiel aufrührerische Passagen des „Hessischen Landboten“, die als Fremdtexte per Live-Video eingesprochen werden (Julia Schulze). Sie lassen Leonce aufhorchen: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ Wäre das ein Weg heraus aus der Einsam- und Haltlosigkeit?
Dem Ensemble des Kinder- und Jugendtheaters gelingt es, Büchners schmalen Grat zwischen Lust- und Trauerspiel souverän zu bespielen. Bevor sich Leonce selbst finden kann, platzen die Ansprüche der Erwachsenen herein. König Peter verordnet per Videobotschaft die anstehende Verlobung seines Sohnes Leonce mit der Prinzessin Lena aus dem Nachbarreich...