Das Leitbild „nachhaltige Entwicklung“ ist aus den unterschiedlichen Diskursen über die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Mehr noch: Es ist allgegenwärtig und stellt ein gesellschaftspolitisches Paradigma ersten Ranges dar. Kein Strategiepapier, kein Wettbewerbsbeitrag und kein Förderantrag kommen ohne den Verweis auf Nachhaltigkeit aus. Nicht zuletzt in Bezug auf den Umgang mit Städten und Regionen sowie deren erhofften Transformationen durch künstlerische Projekte, steht der Anspruch an Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Doch was sich genau hinter diesem Begriff verbirgt, sofern er nicht als werbetaugliche Worthülse im Sinne von Umweltverträglichkeit oder als vermeintlich eloquenterer Begriff für Dauerhaftigkeit verwendet wird, lässt sich nur dann angemessen erfassen, wenn man die verschiedenen Perspektiven ernst nimmt, aus denen heraus an Nachhaltigkeit angeschlossen wird.2
Geht man zurück an den Ursprung der Begriffsentstehung stößt man neben der forstwirtschaftlichen Abhandlung Sylvicultura oeconomica3 von Hans Carl von Carlowitz aus dem Jahre 1713 auf das von Joachim Heinrich Campe 1809 herausgegebene Wörterbuch der Deutschen Sprache, dem zufolge sich „Nachhalt“ als das verstehen lässt, „woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält“4 – womit neben der politisch-ökonomischen Dimension eine weitere ins Blickfeld der Begriffsbestimmung rückt. So lässt sich fragen, was gegenwärtig nicht mehr...