16.2 Gagging
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Unter Gagging verstehen wir im Improtheater das Einbauen eines Gags, der die Szene bzw. die Figur bricht. Der Glaube, auf der Bühne witzig sein zu müssen, führt dazu, dass manche Spieler ihre Mitspieler nur noch als Stichwortgeber für ihre Gags missbrauchen. Sie scheren sich nicht um die Szene oder die eigene Rolle.
Manche Impro-Spieler glauben, Gagging bezeichne überhaupt jede Art von Komik im Improtheater, und das Gebot, Gagging in der Szene zu unterlassen, beträfe gewissermaßen eine übermäßige Häufung an Comedy. Gemeint ist aber etwas anderes: Gagging bezeichnet den schnellen Gag auf Kosten der Szene:
In einer Show spielten Micha und Marion ein frischverliebtes Pärchen (Klaus und Irma). Die Story nahm einen ziemlich komischen Verlauf, da die Figur Klaus versuchte, seine Kleptomanie vor seiner neuen Flamme zu verheimlichen. Die beiden Figuren beim zweiten Date im Restaurant:
Marion: „Klaus! Klaus! Du kannst doch hier im Restaurant nicht das Besteck mitgehen lassen.“
Micha: „Dann sag doch nicht immer ‚Klau’s!‘“
Natürlich bekam Micha für das Wortspiel seinen Lacher, aber die Szene verlor an Drive und letztlich auch an Komik. Denn das Wortspiel war Verrat an der Figur und ihrem eigentlich komischen Charakter. Durch das Gagging stellt sich der Spieler über seine Figur und...