Theater der Zeit

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Auftritt

Deutsches Schauspielhaus Hamburg: Vom Recht, zu gehen

„Die Abweichlerin“ nach dem Roman „Vilhelms Zimmer“ von Tove Ditlevsen (DEA) – Regie Karin Henkel, Bühne Barbara Ehnes, Kostüme Teresa Vergho, Video Chris Kondek

von Sabine Leucht

Assoziationen: Theaterkritiken Hamburg Karin Henkel Schauspielhaus Hamburg

Erschienen am 18.3.2025

Lina Beckmann und Liina Magnea in „Die Abweichlerin“ in der Regie von Karin Henkel am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Foto Lalo Jodlbauer.
Lina Beckmann und Liina Magnea in „Die Abweichlerin“ in der Regie von Karin Henkel am Deutschen Schauspielhaus HamburgFoto: Lalo Jodlbauer.

Content Note: Der Text thematisiert Tablettenabhängigkeit und Suizid, die in der Inszenierung vorkommen

Baumwipfel in Schwarz-Weiß verjüngen sich nach oben hin und rahmen mit ihren Verzweigungen ein Loch aus Himmel. Dieses filigrane Bild überwuchert das Raum-Triptychon, das zu Beginn ganz hinten auf Barbara Ehnes’ Bühne im Deutschen Schauspielhaus Hamburg steht. Ein ganz ähnliches Bild könnte Tove Ditlevsens Romanfigur Lise Mundus gesehen haben, als sie sich mit dem Schlafsack ihres Sohnes und einem todsicheren Vorrat an Tabletten im Rude Wald auf den Rücken legte. Man sagt, erklärt Lina Beckmann später, dass sich das letzte Bild, das man vor dem Sterben sieht, für immer auf die Netzhaut brennt. Sie sagt das fast vergnügt. Denn die Frauen, die sie spielt, haben den Tod zum Freund. „Frauen“, im Plural. Denn, setzt sie nach: Lise kann durchaus mit der Autorin Tove Ditlevsen verwechselt werden.

Auch in Ditlevsens letztem Roman „Vilhelms Zimmer“, der dem Abend mit dem Titel „Die Abweichlerin“ zugrunde liegt, ist mal in der dritten Person von Lise die Rede, mal drängelt sich die Autorin nach vorn und schiebt ihre Figuren herum. Folgerichtig wirkt auch das Gros der gut zweistündigen Bühnenversion wie ein erweiterter Monolog von Lina Beckmann, die ihre Kolleg:innen an- und umzieht,...

Erschienen am 18.3.2025

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