Theater der Zeit

Frank Hoffmann hat sich von Anfang an in die Herzen unserer Stadt gespielt

von Christoph Tesche

Erschienen in: A World Stage – Auf Kohle geboren – Die Ruhrfestspiele Recklinghausen unter Frank Hoffmann. 2005–2018 (04/2018)

Assoziationen: Frank Hoffmann

Frank Hoffmann und Juliette Binoche, Foto Krusebild
Frank Hoffmann und Juliette BinocheFoto: Krusebild

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Als Intendant hat er gezeigt, dass gutes Theater Spaß macht, bildet und gleichzeitig erfolgreich sein kann. Als Regisseur hat er die Ruhrfestspiele mit viel beachteten Inszenierungen bereichert. Die hohe Auslastung der Ruhrfestspiele war sein Werk. Künstlerisch war es mutig, vielfältig, qualitätsvoll, innovativ und es war erfolgreich. Auch wirtschaftlich stand das Theaterfestival unter seiner Leitung gut da.

Bereits in seiner ersten Spielzeit hat er das erste deutsche FRiNGE Festival ins Leben gerufen, das mittlerweile an vielen interessanten Spielorten außerhalb des Ruhrfestspielhauses läuft. In turbulenten Zeiten hat Hoffmann den Ruhrfestspielen klare künstlerische Identität gegeben und ein Publikum, das sich zurückgezogen hatte, wiedergewonnen.

Er hat Leichtigkeit dort verbreitet, wo es Probleme gab. Sie waren für ihn kein Hindernis, sondern Aufgabe. Große Künstlerinnen wie Isabelle Huppert waren von Beginn an dabei. Es kamen berühmte internationale und nationale Stars wie John Malkovich, Cate Blanchett, Jeff Goldblum, Juliette Binoche, Hannelore Elsner oder Edgar Selge. Weltberühmte Theater wie das Burgtheater mit seiner wunderbaren Recklinghäuser Intendantin Karin Bergmann oder Legenden wie Claus Peymann hat Frank Hoffmann nach Recklinghausen geholt.

Dass das Thalia Theater mit als Gründungstheater der Ruhrfestspiele dabei war, ist nicht nur aufgrund der Geschichte, sondern auch aufgrund der großen künstlerischen Qualität selbstverständlich. Dabei ist Hoffmann, das passt natürlich sehr gut zu den Ursprüngen des Festivals, ein echter „Kultur-Arbeiter“.

Er ist ein Spielmacher. Kaum ein Festival bringt so viele Uraufführungen auf die Bühne. Hoffmann hat die Zahl der Produktionen, es sind mehr als einhundert, fast verdoppelt. Auch die Zuschauerzahlen stiegen kontinuierlich und lagen in der letzten Saison bei fast 84 000. Den gesellschaftspolitischen Wurzeln der Ruhrfestspiele hat Hoffmann in seinen Konzepten stets Rechnung getragen. Solidarität, Mitgefühl und Mitmenschlichkeit in schwierigen Zeiten waren Themen.

Dies hat auch zu tun mit dem Gründungsspiel von Hamburger Theaterleuten im Hungerwinter 1946/47 in Recklinghausen, bei dem sie von Bergleuten Kohle gegen Kunst bekamen und Kunst gegen Kohle eintauschten. Dieser Respekt vor den „Arbeiterspielen“, die ihre weitere Entwicklung als großes europäisches Festival wichtig nehmen, ist mir auch als derzeit 1. Vorsitzender des Aufsichtsrates der beiden Gesellschafter DGB und Stadt Recklinghausen wichtig. Nicht nur in meiner bisherigen Zeit als Bürgermeister der Stadt haben mich die Ruhrfestspiele – zuletzt mit dem Festival „Kopfüber Weltunter“ – in den Bann gezogen.

„Mittelmeer – Mare Nostrum?“ als hochreflektiertes Theater war auch angesichts der Menschen, die über das Meer zu uns nach Recklinghausen geflohen sind, für mich sehr beeindruckend. Frank Hoffmann war in den Jahren seiner Intendanz ein echter großer Arbeiter für die Ruhrfestspiele. Dass er mit dem Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland eine Zäsur seiner Arbeit für die Ruhrfestspiele sieht, bedauern wir, ist aber konsequent.

Danke, Frank Hoffmann, es war uns eine Ehre.

Alles Gute weiterhin auch nach diesen 72. Ruhrfestspielen auf den Brettern, die die Welt ein Stück weit deuten und uns dazu bringen, dies auch zu tun.

Einen großen Dank auch an unseren Mitgesellschafter, an die Förderer, an den Hauptsponsor, an die Festspielsponsoren, an die Projektsponsoren, an die Unterstützer, an die Kooperationspartner sowie die Medienpartner.

Ohne Förderung und Unterstützung wären diese Festspiele nicht, was sie sind: das kulturelle Herzstück der Stadt für die Menschen von nah und fern.

Ein herzliches Glückauf

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