Magazin
Die Wunde Ramstein
Politische Diskurse prägen die ersten Theatertage Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern
von Elisabeth Maier
Erschienen in: Theater der Zeit: Safety first – Theater in Zeiten von Corona (05/2020)
Was es bedeutet, Massen von Menschen in einem internetgesteuerten Drohnenkrieg zu töten, untersucht Regisseur Jan-Christoph Gockel in seiner Stückentwicklung „Ramstein Airbase: Game of Drones – reloaded; Trump Edition“. Bei den ersten Theatertagen Rheinland-Pfalz am Pfalztheater Kaiserslautern rüttelte das Ensemble des Staatstheaters Mainz die Besucher mit dieser politischen Produktion auf. Nur wenige Kilometer vom US-Militärflughafen Ramstein entfernt, wirkte Gockels Schocktherapie nachhaltig. Ganz nah rückte der Krieg für die Menschen in dem 7600-Einwohner-Ort, als eine Maschine bei einer Flugschau der US-Streitkräfte im Jahr 1988 abstürzte und siebzig Menschen tötete. Schreckliche Erinnerungen an diesen Tag weckt Gockel mit Videos. Bis heute leidet die Region unter dieser Wunde. Monika Dortschy, Sebastian Brandes und Denis Larisch decken die menschliche Tragödie hinter der „algorithmischen Kriegsführung“ auf. Zwischen Schmerz und Sachlichkeit wandert das Ensemble auf einem extrem schmalen Grat.
Die ästhetische Vielfalt der Stadt- und Staatstheaterszene in Rheinland-Pfalz wollte Urs Häberli, Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern, mit dem einwöchigen Festival zeigen. Thementage waren dem Tanz sowie dem Kinder- und Jugendtheater gewidmet. Dass im Abendprogramm alle Produktionen ausverkauft waren, zeigte dem Theaterleiter, „dass unser Publikum offen ist für die unterschiedlichen Formate, für die unsere Bühnen im Land stehen“. Kritik wurde dazu geäußert, dass die freie Szene nicht eingeschlossen war....