5. Paris, Paris Ecke Winsstraße
Erschienen in: Eine Puppe packt aus – Dokumentarroman (07/2023)
Die neue Bude wurde von seiner Vormieterin Sabine radikal verändert. Bine ist eine ganz flotte und Jonas himmelt sie an. Er lernt sie über seine Mutter Brigitt kennen.
Die junge, ganz schön wilde Frau wird unter den etablierten Theaterleuten jener Tage als Geheimtipp für ungebremste Kreativität der Subkultur gehandelt. Dabei vernäht sie einfach nur das, was da ist, schwarze Erdbeerfolie, Scheuerlappen oder umgenähte Klamotten aus dem A&V (An- und Verkauf).
Aus einem 30er-Jahre-Ledermantel zaubert sie für Jonas eine extravagante Hose, bei der sie die Ärmel des Mantels zu Hosenbeinen vernäht. Oberteile für die Damenwelt werden aus Duschvorhängen gezaubert und erhalten hier und da einen Fetzen Tüll, fertig ist ein schrilles, buntes Latex-Design. Sie ist eine der Mitbegründerinnen der Modegruppe ccd, was für „chic, charmant & dauerhaft“ steht.
Die Truppe, die sich selbst als „der Mob“ bezeichnet, ist keiner staatlichen Institution untergeordnet. Es ist ein loser Haufen verrückter Freigeister: von der schrägen Esther, der verträumten Dome, ihrem Leibfotografen Sven, den Modedesignerinnen Kathi, Frieda, Katja und Fränki bis zu dem schrillen Friseur mit der Glatze.
Die Szene steht bis heute in seinem Frisierstübchen Schlange und lässt sich die Haare färben, schneiden und föhnen. Fränki verdankt Brigitte die Möglichkeit seiner Flucht in den...